Interventionskaskade

Was ist eine Interventionskaskade?

Von einer Interventionskaskade spricht man dann, wenn eine Intervention (medizinischer Eingriff), wie das Einleiten der Wehen, zwangsläufig zur nächsten Intervention führt.

Bei etwa 90% aller Frauen mit geringem Risiko für Geburtskomplikationen werden medizinische Eingriffe während des Geburtsverlaufs im Krankenhaus vorgenommen.

Oft fangen die Interventionen direkt mit dem Geburtsbeginn an. Gerade im Krankenhaus angekommen, sind die Wehen nicht mehr so stark, wie sie es vorher noch waren. Das ist normal, da durch den Ortswechsel in das Krankenhaus der Körper signalisiert bekommt, dass es noch nicht an der Zeit ist, das Kind zu bekommen. Die Wehen schwächen ab oder es kommt zu einer längeren Wehenpause. Idealerweise geben Ärzte und Hebammen der Schwangeren dann die Gelegenheit zur Ruhe zu kommen oder fordern die Frau zu einem Spaziergang auf, um die Wehentätigkeit wieder zu aktivieren.

Ist die Schwangere zu früh ins Krankenhaus gekommen, weil die Wehenabstände vorher noch sehr groß waren und der Muttermund noch nicht weit genug geöffnet ist, wird die Schwangere wieder nach Hause geschickt. Der Körper braucht die Ruhe und damit das Signal, dass die Geburt starten darf. In einigen Fällen werden den Schwangeren diese wichtigen Erholungszeiträume jedoch nicht gegeben. Die Geburt wird dann durch das Legen eines Wehentropfs „in Gang gebracht“.

 

Aus Wehenstürmen werden Interventionskaskaden

 

Natürlicherweise gibt der weibliche Körper den Takt der Wehen vor. Anders ist es bei der Verabreichung des Wehenmittels. Hier entscheidet die Dosierung über die Wehenaktivität. Die Intensität der Wehen wird erhöht, was häufig zu schnell aufeinanderfolgenden und starken Wehen führt – auch „Wehenstürme“ genannt. Die natürlichen Pausen zwischen den Wehen finden dann nicht mehr statt. Das ist ungünstig, da die Gebärende sich emotional und körperlich nicht auf die Intensität der Wehen langsam einstellen kann und dadurch deutlich mehr Schmerzen empfindet.

Durch die starken Schmerzen werden vermehrt Stresshormone ausgeschüttet, die wiederum den Geburtsprozess beeinflussen. Durch das Ausbleiben der natürlichen Pausen zwischen den Wehen hat die Frau keine Chance sich zu erholen und ihre Kraftreserven leiden bereits bei Geburtsbeginn enorm. Die gesteigerten Schmerzen führen dann häufig zum Wunsch der Linderung der Schmerzen. In der Regel wird dann eine PDA (Periduralanästhesie) zum Einsatz kommen.

Diese lindert zwar die Schmerzen, jedoch wird der Mutterleib betäubt und dadurch komplett entspannt. Die Empfindungen werden gedämpft und die Muskulatur der Gebärmutter geschwächt, was dem Baby das richtige Eindrehen in den Geburtskanal erschweren kann. Auch die Beine fühlen sich dann teilweise betäubt, was es schwierig macht für die Geburt günstige Geburtspositionen einzunehmen (Vierfüßlerstand, Hocke, Stand).

Der gesamte Geburtsprozess, der ein Zusammenspiel des weiblichen Körpers, der Muskulatur, der Hormone gemeinsam mit dem Baby ist, wird gestört. Zudem schwächt die PDA den mütterlichen Kreislauf, sodass dann wieder stabilisierende Medikamente gegeben werden müssen. Während all dieser Verläufe, werden die Herztöne des Kindes akribisch überwacht.

Diese hängen stark mit den Empfindungen und in Wechselwirkung mit den künstlichen Wehen zusammen und rufen dann oft zur Sorge auf. Der Geburtsverlauf kommt wieder ins Stocken, was den Einsatz von Zange, Saugglocke oder einem Kaiserschnitt provoziert. Erstere beiden führen häufig zum Dammschnitt oder Dammriss.  

Interventionskaskaden kommen viel häufiger vor, als man denkt. Deswegen ist es wichtig, gut informiert zu sein und zu wissen, wie sie vermieden werden können. Eine Möglichkeit ist es, bereits die erste Intervention – das Einleiten der Wehen – so lange wie möglich hinauszuzögern. Wie das geht, erfährst du hier: Wie kann ich medizinische Eingriffe hinauszögern?

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