Die Geburtsphasen

Die Geburtsphasen

Jede Geburt ist anders – von Frau zu Frau und auch bei einer Frau, die mehr als ein Kind gebärt. Bei einigen wird die Geburt durch die geplatzte Fruchtblase eingeleitet, andere erleben das Platzen der Fruchtblase erst kurz vor der tatsächlichen Geburt des Babys. Dennoch lassen sich fünf Phasen festhalten, die alle Frauen erleben. Die Dauer der einzelnen Geburtsphasen kann stark variieren und auch die Intensität der Phasen wird komplett unterschiedlich wahrgenommen. Doch was passiert in den verschiedenen Geburtsphasen?

 

Die Latenzphase

Die Latenzphase ist die frühe Eröffnungsphase der Geburt und beginnt mit dem Einsetzen regelmäßiger Wehen/Wellen. Der Muttermund (Cervix) wird in dieser frühen Vorbereitungszeit der Geburt weich und geschmeidig gemacht und der Gebärmutterhals verkürzt sich allmählich. Wenn die Wehentätigkeit eine ausreichende Qualität erreicht hat, beginnt der Muttermund sich zu öffnen. Die Dauer dieser ersten Geburtsphase kann dabei von Stunden bis mehreren Tage variieren.

Das kann sehr intensiv, ermüdend und frustrierend für die schwangere Frau sein. Die Wehen können mal sehr stark und regelmäßig sein, und dann wieder unkontrolliert oder über längere Zeitabschnitte sogar ganz aussetzen. Stimmungsveränderungen und Schlafstörungen sind ebenso Anzeichen für den Beginn der frühen Eröffnungsphase, wie das Abgehen des Schleimpfropfs (Zeichenblutung). In dieser ersten Phase ist es besonders wichtig sich bewusst zu machen, dass die Geburt bereits in der Vorbereitung ist und jede Wehe dazu beiträgt, die Geburt in Gang zu bringen.

Jetzt ist es Zeit sich bewusst zu entspannen, um für die Geburtsarbeit genug Kraft zu haben. Die Eröffnungsphase dient auch dazu sich emotional auf die Geburt und das Baby vorzubereiten. Umso wichtiger ist es, Stress so gut es geht zu vermeiden. Denn Stress kann die Latenzphase unnötig verlängern. Auch wichtige unerledigte Dinge können emotional belasten und dafür sorgen, dass der Kopf noch nicht bereit für die Geburt ist.

Ablenkende leichte Aktivitäten sind in dieser Geburtsphase also erwünscht: lesen, Musik hören, leichte Spaziergänge machen, all das sind wunderbare Tätigkeiten, die zur Entspannung beitragen können. Früher wurde die Phase als „Kuchenback-Phase“ bezeichnet. Kuchenbacken oder Stillkugeln backen bietet sich tatsächlich an, da dies eine leichte Tätigkeit ist, die problemlos durch die Wehen unterbrochen werden kann.

Die Latenzphase sollte idealerweise zu Hause verbracht werden. Hier ist es gemütlich, man fühlt sich sicher und kann sich am besten entspannen. Von einer frühzeitigen Fahrt in die Klinik wird abgeraten, da sich durch den Ortswechsel und den damit verbundenen Stress die Latenzphase verlängern kann. Im Krankenhaus ist es normalerweise trubelig und deutlich weniger entspannt.

Tatsächlich gibt es auch einen bewiesenen Zusammenhang zwischen Schwangeren, die zu früh in der Klinik aufgenommen werden und daraus resultierenden Interventionen. Wenn du dich in der Latenzphase befindest und unsicher bist, ob du in die Klinik fahren solltest, nimm Kontakt zu deiner Hebamme oder dem Krankenhaus auf. In der Regel können diese telefonisch gut einschätzen, ob es schon an der Zeit ist, sich auf den Weg zu machen oder du zu Hause besser aufgehoben bist.

 

Schwangere Frau

 

Die aktive Eröffnungsphase

In der aktiven Eröffnungsphase schreitet die Muttermundsöffnung weiter voran. Die Wehentätigkeit hat sich in dieser Geburtsphase eingependelt und ist regelmäßig. Die Wehen sind intensiv bis schmerzhaft und müssen nun aktiv veratmet werden. Jetzt ist es Zeit, die eingeübten Atemtechniken anzuwenden. Nutze die Wehenpausen zur Entspannung, damit du genug Kraft für die Geburt hast. Viele Frauen schließen nun gerne ihre Augen und kehren in ihren inneren Raum, um sich so von der Außenwelt abzuschirmen.

Auch die mentale und fürsorgliche Unterstützung durch den/die Geburtsbegleiter*in hilft nun sehr. Der Schleimpfropf kann auch in der aktiven Eröffnungsphase erst abgehen oder die Fruchtblase platzen. Zum Testen, ob die Wehen wirkliche Geburtswehen sind, empfiehlt es sich ein warmes Bad zu nehmen. In der aktiven Eröffnungsphase bleiben die Wehen in ihrer Regelmäßigkeit, Intensität und Dauer bestehen oder verstärken sich in der Badewanne sogar.

Mit der begleitenden Hebamme oder dem betreuenden Krankenhaus wurde vor der Geburt eine bestimmte Wehen-Regel (z.B. alle 2 Minuten eine Wehe mit einer Wehenlänge von einer Minute) vereinbart. Ist diese Wehentätigkeit erreicht, ist es Zeit sich auf den Weg zum Geburtshaus oder der Klinik zu machen. Oftmals wird ein Abstand von 5 Minuten zwischen den Wehen als Startschuss zum Geburtsort angegeben und auch in Wehen-Tracking-Apps wird oft zu früh dazu aufgefordert.

Dies kann dazu führen, dass die Schwangere verfrüht am Geburtsort ankommt und wieder nach Hause geschickt wird. Das ist frustrierend und kann den Geburtsprozess hemmen. Daher sollte unbedingt Rücksprache mit den Hebammen gehalten werden. In der späten Eröffnungsphase sollte die Frau ganz besonders auf ihr Gefühl hören. Was braucht sie, was tut ihr gut und welche Positionen helfen ihr im Geburtsprozess?

Hebammen geben hier wertvolle Anregungen und unterstützen, wo sie können. Wie weit genau der Muttermund geöffnet sein muss, damit die aktive Eröffnungsphase offiziell beginnen kann, ist in der Fachliteratur umstritten. Auch die Länge der aktiven Eröffnungsphase ist unterschiedlich lang angegeben. Sicher ist, dass sie mehrere Stunden andauert – wie lange das genau ist, variiert von Frau zu Frau.

 

Die Übergangsphase

Die Übergangsphase beginnt bei einer Muttermundsweite von 7 cm und endet dann, wenn der Muttermund mit einer Weite von 10 cm komplett geöffnet ist. Die Wehentätigkeit ist regelmäßig mit schmerzhaften Wehen von 60-90 Sekunden Dauer. Gekennzeichnet ist sie vor allem durch eine Verhaltensänderung der Frau, die auf einmal den Geburtsort wechseln will oder entgegen ihrem eigentlichen Plan doch einen Kaiserschnitt oder Schmerzmittel verlangt.

Sie wird ruhe- und rastlos und möchte eventuell sogar allein gelassen werden. Die Übergangsphase ist wie eine kleine Krise für die Gebärende. Und so anstrengend sie sein kann, ist das ein wunderbares Zeichen. Denn bald ist es geschafft! Die Geburt steht kurz bevor und dein Baby ist bald da. Eine einfühlsame Betreuung durch den Partner*in und/oder die Hebamme ist in dieser intensiven Phase besonders wichtig.

 

Die Austreibungs- oder Austrittsphase

Ist der Muttermund vollständig geöffnet, wird sich das Baby nun in das Becken der Frau drehen und geboren werden. Die Frau empfindet nun einen starken Pressdrang, der oft durch lautes Tönen begleitet wird. Das Tönen der Frau kann laut oder leise sein – wichtig ist es, sich dem inneren Impuls dazu hinzugeben, da in dieser Periode große Energien aufgebaut werden, die durch das Tönen / Schreien / Singen abgeleitet werden können.

Jetzt ist es an der Zeit, mit der Geburtsatmung einzusetzen. Einige Frauen berichten von einem befriedigenden Gefühl in der Austreibungsphase / Austrittsphase der Geburt. Tatsächlich wird der Druck oft mit dem Druck verglichen, den man beim Stuhlgang empfindet. Das Köpfchen des Babys ist durch die Fontanelle noch sehr flexibel und passt sich dem Geburtskanal an, bevor es idealerweise mit dem Kopf voran aus der Vagina geboren wird.

Ideale Geburtspositionen sind all jene, die die Schwerkraft unterstützen. Dazu zählen der Vierfüßlerstand, der Kniestand, die Hocke u.a. Die Dauer der Phase von der Muttermundsöffnung bis zur Geburt des Babys variiert in der Literatur. Die meisten Fachartikel verzichten auf die Angabe oder Limitierung einer Dauer, wie auch bei den anderen Phasen, um nicht unnötig Druck für die Geburt aufzubauen und damit einen schlechteren Geburtsausgang zu begünstigen.

 

Die Plazenta-/Nachgeburtsphase

Die Plazentageburt beendet den Geburtsprozess, nachdem das Baby geboren wurde. Damit ist sie die letzte der Geburtsphasen. Begleitet wird die Phase durch schwache bis starke Wehen, die notwendig sind, die Plazenta durch den Geburtskanal auszuscheiden. Im Anschluss wird geprüft, ob die Plazenta vollständig entbunden wurde. Der ganze Prozess dauert etwa zwischen 10-60 Minuten.

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