Selbstfürsorge in Schwangerschaft

Wassergeburt: Voraussetzungen, Ablauf, Vor- und Nachteile

Schummriges Licht, entspannte Musik, in der warmen Badewanne liegen und das Baby ins Wasser gleiten lassen. Könnte der Start ins Leben sanfter verlaufen, als mit einer Wassergeburt? Wassergeburten erfreuen sich großer Beliebtheit bei Schwangeren. Was macht sie so reizvoll, welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein und wie laufen sie ab?

Bei einer Wassergeburt entbindet die Schwangere ihr Baby im Wasser. Das kann in der Badewanne oder im Geburtspool zu Hause, im Geburtshaus oder einem Krankenhaus sein. Wassergeburten verlaufen sehr individuell. Die Schwangere kann mit Beginn der Eröffnungswehen in das Wasser steigen und dort bleiben, solange es sich gut für sie anfühlt. Spätestens zu Beginn der letzten Geburtsphase sollte sie in das Geburtsbecken wechseln, wenn sie sich eine Wassergeburt wünscht. Je nach Größe der Badewanne, können auch Geburtsbegleiter:innen im Wasser unterstützend auf Wunsch der Schwangeren dabei sein. Dank des Tauchreflexes nimmt das Baby seinen ersten Atemzug erst dann, wenn das Gesicht nicht mehr im Wasser ist.

 

Ablauf

 

Eine Wassergeburt kann je nach den spezifischen Vorlieben der Mutter und den Richtlinien der beteiligten medizinischen Fachkräfte variieren. Im Allgemeinen läuft eine Wassergeburt jedoch wie folgt ab:

  • Vorbereitung des Geburtsbeckens:
    Die Gebärwanne oder das Geburtsbecken wird mit warmem Wasser (zwischen 32°C und 37°C) gefüllt. Die Temperatur wird überwacht, um sicherzustellen, dass sie für Mama und Baby angenehm ist.
  • Überwachung der Vitalwerte:
    Vor und während der Wassergeburt werden die Vitalwerte der Mutter (wie Blutdruck und Herzfrequenz), sowie die Herzfrequenz des Babys überwacht, um sicherzustellen, dass es allen gut geht.
  • Eintritt in das Wasser:
    Sobald die Gebärwanne bereit ist und die Mutter das Verlangen hat, kann sie in die Wanne wechseln. Unterstützungspersonal wie Hebammen oder Geburtshelfer:innen stehen bereit, um die Mutter zu begleiten und zu unterstützen.
  • Wehen im Wasser:
    Die Gebärende nimmt während der Wehen verschiedene Positionen im Wasser ein. Dies kann liegend, aufrecht sitzend, kniend oder seitlich liegend sein.
  • Geburt des Babys:
    Sobald die Geburt unmittelbar bevorsteht, unterstützt das medizinische Personal die Mutter dabei, in eine geeignete Position für die Geburt zu wechseln. Das Baby wird in das warme Wasser geboren. Sobald der Kopf des Babys geboren ist, kann es durch die Mutter oder den/die Geburtsbegleiter:in sanft an die Wasseroberfläche gehoben werden.
  • Nach der Geburt des Babys:
    Nach der Geburt des Babys wird der Mutter vorsichtig aus dem Wasser geholfen. Das medizinische Personal überprüft die Vitalwerte des Babys und führt die üblichen postnatalen Untersuchungen durch.
  • Nachgeburt:
    Die Nachgeburt kann im Wasser geboren werden. In der Klinik wird die Mutter aber oft gebeten nach der Entbindung des Babys aus der Badewanne zu kommen, um die Plazenta zu gebären. Als Grund wird oft angegeben, dass sich der Blutverlust bei der Nachgeburt so besser kontrollieren lässt.

 

Vorteile

 

  • Stressminderung für Mama und Baby:
    Viele Frauen fühlen sich im warmen Wasser sehr wohl und können hier besonders gut entspannen. Auch für das Baby ist der Wechsel vom warmen Fruchtwasser und den gedämpften Umgebungsgeräuschen in das warme Badewannenwasser mit gleichen Bedingungen wesentlich entspannter, als direkt in einem großen, hellen Raum geboren zu werden.
  • Schmerzlinderung:
    Durch die entspannende und beruhigende Wirkung von warmen Wasser auf die Muskeln, werden auch Wehenschmerzen gelindert und als weniger intensiv wahrgenommen.
  • Risiko eines Dammrisses sinkt:
    Bleiben die Muskeln im Geburtsverlauf entspannt, ist das Dammgewebe elastisch und gleichzeitig schön weich. Einige Studien deuten darauf hin, dass dadurch das Risiko einen Dammrisses und anderer Geburtsverletzungen deutlich sinkt.
  • Bessere Geburtspositionen:
    Die Auftriebskraft des Wassers ermöglicht es der Mutter, verschiedene Positionen einzunehmen, die bequem und förderlich für den Geburtsprozess sind. Die freiere Beweglichkeit im Wasser kann die Schwerkraft nutzen und den Druck auf Gelenke und Muskeln verringern, was die Mutter dabei unterstützen kann, die optimale Position für die Geburt zu finden.
  • Beschleunigung der Geburt:
    Das warme Badewannenwasser beschleunigt die Wehen. Im Zusammenspiel mit der entspannten Beckenbodenmuskulatur kann auch der Geburtsvorgang selbst beschleunigt werden.
  • Schmerzmittel kommen seltener zum Einsatz

 

Nachteile

 

  • keine PDA möglich
  • Schmerzmittel, wie z.B. Lachgas, kommen nicht in Frage
  • Bei Komplikationen muss die Gebärende erst das Wasser verlassen, bevor eingegriffen werden kann

 

Voraussetzungen für eine Wassergeburt:

 

  • Die Schwangere darf erst ab der SSW 37+0 im Wasser gebären. Vor der SSW 37 ist der Tauchreflex des Babys noch nicht ausreichend ausgereift.
  • Normale, komplikationsfreie Schwangerschaft
  • Keine Präemklapsie
  • Keine Streptokokken-Infektion, kein HIV
  • Normale Vitalwerte des Babys (Herztöne des Kindes sind normal)
  • Der Schwangeren wurden noch keine dämpfenden Schmerzmittel verabreicht (PDA, Analgetika)
  • Kind liegt mit Kopf nach unten (Steißlagen können im Einzelfall auch in Wassergeburten zur Welt kommen. Das hängt vor allem vom Zustand der Schwangeren, des Babys und der Erfahrung des Geburtshelfer:innen und Ärzte/Ärztinnen mit Wassergeburten in Beckenendlagen ab.)

 

Woher bekommt man eine Geburtsbadewanne?

 

  1. Krankenhäuser und Geburtseinrichtungen: Viele Krankenhäuser und Geburtseinrichtungen verfügen über Gebärwannen oder Geburtsbecken. Wenn du eine Wassergeburt in einer medizinischen Einrichtung planst, kannst du darauf zurückgreifen.
  2. Vermietung: Es gibt Unternehmen und Privatpersonen, die Geburtsbadewannen zur Vermietung anbieten. Unternehmen bieten neben dem Geburtspool meist auch weiteres Zubehör und kümmern sich um die Lieferung und Abholung.
  3. Kauf: Geburtsbadewannen können online bei spezialisierten Anbietern oder Fachgeschäften für Schwangerschafts- und Geburtsbedarf gekauft werden. Achte darauf, dass es sich dabei auch wirklich um einen Geburtspool handelt, der allen Sicherheitsstandards entspricht.

Bevor du eine Geburtsbadewanne mietest oder kaufst, bespreche dich mit deiner Hebamme oder dem medizinischen Fachpersonal. Oft können sie Empfehlungen geben, welche Optionen für dich am besten geeignet.

 

Was ist der Tauchreflex beim Baby?

 

Der Tauchreflex ist ein natürlicher Reflex bei Babys. Wie funktioniert er?

  1. Reflexives Schließen des Kehlkopfes: Wenn das Gesicht eines Babys mit Wasser in Berührung kommt, wird der Kehlkopf automatisch geschlossen. Das verhindert, dass Wasser in die Atemwege gelangt.
  2. Zurückhalten des Atems: Babys halten automatisch ihren Atem an, wenn sie unter Wasser kommen. Durch das Zurückhalten des Atems wird verhindert, dass Wasser in die Lunge gelangt.
  3. Veränderungen in der Herzfrequenz: Beim Eintauchen ins Wasser kommt es zu Veränderungen in der Herzfrequenz des Babys. Der Herzschlag verlangsamt sich, um den Sauerstoffbedarf des Körpers zu senken. Der Sauerstoffverbrauch wird während des Tauchens verringert.
  4. Spontanes Atmen nach dem Auftauchen: Sobald das Baby wieder aus dem Wasser auftaucht, wird der Kehlkopf geöffnet. Das Baby wird automatisch seinen Atem entlassen und mit dem normalen Atmen fortfahren.

Der Tauchreflex ist in den ersten Monaten nach der Geburt besonders ausgeprägt und verschwindet mit dem Älterwerden des Babys. Babys dürfen dennoch nicht ohne Aufsicht unter Wasser gehalten werden. Die Überwachung und Sicherheit beim Umgang mit Babys im Wasser sind immer von größter Bedeutung.

 

Tipps für die Wassergeburt:

 

  • Geburtsbadewanne im Krankenhaus besichtigen
  • Bei Geburtsklinik erfragen, wie viele Kinder pro Jahr in Wassergeburten entbunden werden. Liegt die Quote der Wassergeburten bei mind. 25% zu allen Entbindungen in der Klinik, darf sich die Klinik als Befürworter einer Wassergeburt bezeichnen
  • Überlege vorher, ob du dich nackt in der Geburtsbadewanne wohl fühlst oder lieber oben herum bekleidet sein möchtest. Nimm dir ein Bikinioberteil oder Top zum Anziehen mit, falls du dich ganz nackt unwohl fühlst.
  • Dein Geburtsbegleiter:in sollte einen Wasserbecher mit einem Strohhalm und Traubenzucker für dich parat halten. Geburten können anstrengend und lang sein. Als Gebärende vergisst man oft zu trinken oder essen und hat auch wenig Lust dazu. Mit einem Strohhalm lässt man sich schon eher ermutigen einen Schluck zu nehmen, ohne selbst ein Glas oder Becher in der Hand halten zu müssen. Gleiches gilt für ein Stück Traubenzucker. Das zergeht schnell im Mund und die Energie kommt schnell wieder.
  • Auch wenn du von einer Wassergeburt träumst, kannst du nicht vorhersehen, wie du dich dann in den Geburtsphasen tatsächlich fühlst oder die Geburt verläuft. Stell dich auf Planabweichungen ein und sei nicht enttäuscht, wenn es am Ende doch keine Wassergeburt wird.

 

Erfahrungsbericht zu einer Wassergeburt

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