Wassergeburt mit Hypnobirthing

Wassergeburt mit Hypnobirthing – This Is Us

Wir waren kaum 1,5 Jahr zusammen, als ich an einem Morgen im Juli an meinem Kaffee nippte, der wirklich schlecht schmeckte. Daraufhin besorgte ich mir einen Schwangerschaftstest. Meine Periode war seit 2 Tagen überfällig. Der Test war positiv und von dem Tag an haben sich subtil die Veränderungen in meinem Leben breit gemacht.

Ich hatte mir kurz zuvor einen Bänderriss beim Joggen zugezogen und lag da nun die ersten 2 Schwangerschaftsmonate ans Sofa gefesselt. Für die Müdigkeit, die ich im ersten Trimester verspürte, war das ein echter Segen. So schlief ich die meiste Zeit des Tages und schaute meinem Bauch beim Wachsen zu. Entspannte Spaziergänge mit seligen Gesichtsausdruck blieben aber leider zunächst aus.

 

Stop! schrie mein Körper

Kaum konnte ich wieder laufen, bekam ich – wahrscheinlich durch das ständige Liegen vorher – Schmerzen im Ischiasnerv. Innerhalb des 2. Trimesters wurden diese Schmerzen so schlimm, dass ich viel Zeit nur liegend verbringen konnte und das Aufstehen nur mit anschließenden Rückenübungen möglich war. Es kostete mich eine halbe Stunde für die 500m in das nächste Geschäft. Zur Arbeit kommen, war an den Tagen mit Schmerzen, nahezu ausgeschlossen.

Physiotherapie ist die Lösung, meinte mein Frauenarzt. Glücklicherweise hatte ich eine Praxis ums Eck und ging regelmäßig zu den Behandlungen. Trotzdem ich die Fangopackung und die Massagen als angenehm empfand, brachte mir beides leider nichts. Die Schmerzen kamen wieder, sobald ich die Praxistür hinter mir zugemacht habe. Ich probierte es mit Taping.

Das ging für 3 Tage gut, dann bekam ich eine Kontaktallergie vom Kleber. Also musste ich das auch wieder abbrechen. Etwas verzweifelt begann ich, trotz der heftigen Ischias-Schmerzen, Schwangerenyoga & Pilates für Schwangere zu machen. Es dauerte keine 3 Wochen, da war meine Beweglichkeit wieder da, sodass ich im 3. Trimester komplett beschwerdefrei war.

 

Angstfrei in die Geburt mit Hypnobirthing

Das dritte Trimester war, im Verhältnis zu dem Rest, wirklich entspannt. Ich war schmerzfrei und hatte mich mit einem Hypnobirthingkurs, gemeinsam mit meinem Freund, mental auf die Geburt und die Zeit danach vorbereitet. All meine Ängste – auch die, die mir bis dahin gar nicht bewusst waren, waren weg. Ich freute mich nur noch auf die Geburt und mein Baby.

Die schönen Spaziergänge mit Babybauch hatte ich dann endlich auch. Rückblickend betrachtet, habe ich das Gefühl, dass mein Körper mich ausbremsen wollte. Mein Körper und mein Baby hatten dadurch Zeit und Ruhe, sich zu entwickeln. Ich war vor der Schwangerschaft immer auf Achse, habe kaum stillgehalten. Arbeit, Sport, Freunde treffen – jeder Tag, war wie ein lustiger Marathon für mich. Durch die Schmerzen war ich gezwungen, das Tempo herauszunehmen und hatte viel Zeit, mich mit der Schwangerschaft zu entwickeln.

 

„Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit, stell dich nicht so an!“

Ich war mein halbes Leben lang Leistungssportlerin und zuletzt Pilatestrainerin. Ich konnte es nicht glauben, wie sehr mein Körper unter dem wachsenden Bauch und der Veränderung des Schwerpunkts im Körper leiden musste. Das war nicht nur optisch schwierig für mich, wie sich alles von super fit auf super schwanger veränderte. Natürlich wusste und schätzte ich, wofür es gut war. Die große Herausforderung war für mich, mit diesen täglichen Ischias-Schmerzen vieles einfach gar nicht mehr machen zu können.

Ständig begegneten mir Sätze wie: Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit und ich solle mich nicht so anstellen. Klar, ist eine Schwangerschaft keine Krankheit, aber was es mit einem macht, ist dennoch eine absolute Ausnahmesituation. Es ist einfach unvorhersehbar, wie der eigene Körper darauf reagiert. Nicht für jeden ist es nur der stetig wachsende Bauch und die rosarote Brille. Am Ende half mir das Pilatestraining dann doch wieder, auf die Beine zu kommen. Aber der Weg dahin war wirklich hart.

 

Schwanger zwischen Freunden ohne Kinder

Eine andere Herausforderung war für mich der Umgang von Freunden mit der, auch für mich, neuen Situation. Ich war fast die Einzige in meinem Freundeskreis, die schwanger war – viele von ihnen waren Kinderlos – gewollt oder ungewollt. Nicht selten wurde ich damit konfrontiert, dass ich mich ja nicht ändern solle. Ich empfand das eher als eine Drohung, als ein Kompliment. Sie meinten es bestimmt gut oder hatten Angst, dass ich nach der Geburt nicht mehr zur Verfügung stehen würde.

Offensichtlich konnte aber niemand nachvollziehen, wie sehr sich für mich schon alles geändert hatte und wie mein Herz bereits riesig groß gegenüber meinem noch ungeborenen Mädchen war. Auch in der persönlichen Entwicklung hatte sich einiges getan – ich wollte mir unbedingt noch vor der Geburt meinen Ängsten bewusst werden und mein inneres Kind kennenlernen, um nicht falsch erlernte Gedankengänge und Handlungen mit in die Kindheit meines Babys zu schleppen.

Mir wurde bereits in der Schwangerschaft klar, dass sich vieles nach der Geburt ändern würde…meinen Freunden nicht. Alleine das Gefühl der täglichen Verantwortung, die man für jemand anderen hat, und der riesige Mental Load. Das ist krass. Viele davon verstehen es bis heute nicht. Das hat mir doch oft das Gefühl gegeben, etwas einsam mit meiner neuen, wenn auch gewünschten und schönen Situation, zu sein.

 

Wellenreiten mit Hypnobirthing

Mein Freund und ich hatten keinen klassischen Geburtsvorbereitungskurs besucht, sondern stattdessen einen Hypnobirthingkurs gemacht. Der Kurs wurde als Gruppenkurs mit 3 anderen Paaren in Präsenz durchgeführt und ich freute mich auf jedes einzelne Treffen. Es war für mich eine gute Mischung aus Wissensvermittlung und emotionaler Vorbereitung auf die Geburt. Beim Hypnobirthing habe ich durch eine Hypnose auch herausgefunden, warum ich Krankenhäuser so hasse und Ärzten nicht vertraue. So entschied ich mich, die Geburt, nicht wie geplant im Krankenhaus, sondern in einem Geburtshaus zu erleben. Glücklicherweise bekam ich trotz der Kurzfristigkeit noch einen Platz.

Als die Wehen mich dann 3 Tage nach Termin zu Hause, kurz nach Mitternacht, aus dem Schlaf rissen, war ich echt überfordert. Ich wechselte ins Wohnzimmer und versuchte alle Techniken, die ich im Kurs gelernt hatte, anzuwenden. Nach 1 Stunde war ich völlig erschöpft und holte meinen Mann dazu. Ab diesem Zeitpunkt erinnere ich mich an fast nichts mehr – es war wie ein wacher Trancezustand. Nach 4 Stunden ging ich auf die Toilette und verlor den Schleimpfropf – die Fruchtblase war weiterhin geschlossen. Mein Mann telefonierte nebenbei mit den Hebammen.

Ab diesem Moment werden die Bilder wieder klar in meinem Kopf. Wir ziehen uns an, gehen in den kalten Morgen raus und fahren mit 20km/h ins Geburtshaus. Der noch so kleinste Straßenhuckel war mit den Wehen eine absolute Qual und ich war froh, als wir 25 Minuten später, da waren. Im Geburtshaus angekommen, ging ich direkt ins Bett – ich war echt müde und erschöpft. Meine Wehen machten eine Pause. Mein Muttermund war 6cm geöffnet und ich dachte mir nur, wie kann das sein? Er hätte gefühlt schon komplett offen sein müssen. Ich schlief eine Stunde.

Nachdem ich nicht auf dem Rücken liegen konnte, entschied ich mich in die Geburtswanne zu wechseln. Auch hier war ich in meiner Mitte, stöhnte laut und brüllte manchmal wie eine Löwin. Es war mir egal – die Energie musste raus! Mit jeder Welle bin ich im Meer gesurft. Und obwohl ich surfen auch außerhalb der Geburtswanne liebe, wurde mir das alles irgendwann zu viel. Meine Kraft wurde zunehmend weniger. Kurz nachdem ich den Wechsel ins Krankenhaus verlangte, entschieden wir gemeinsam die Fruchtblase anzustupsen, um die Geburt voranzubringen.

Sie ging direkt auf und die Presswehen setzten ein. Es dauerte noch weitere 2 Stunden bis die Kleine da war. Ich war im Vierfüßlerstand, als meine Tochter ins Wasser glitt und ich sie mit meinen Händen auffing. Ich nahm sie hoch und konnte nicht glauben, dass ich das alleine hinbekommen habe. Alleine stimmt auch nicht – ich wurde die ganze Geburt lang liebevoll von 2 Hebammen und meinem Partner begleitet, der nicht von meiner Seite gewichen ist und mir die ganze Zeit gut zu sprach, für mich die Atmung zählte oder einfach meine Hand hielt.

Dieses Gefühl von Sicherheit, dass er mir dadurch vermittelt hat, war unfassbar wichtig für mich. Nach der Geburt blieben wir noch 3 Stunden im Bett liegen. Unsere Tochter und ich wurden untersucht und wir feierten mit einem Geburtstagskuchen, den das Geburtshaus parat hatte, unser kleines Glück. Wohlbehalten und glücklich sind wir im Anschluss zu dritt nach Hause gefahren.

 

Hypnobirthing-Geburten sind weder schmerzfrei noch leise

Der Hypnobirthingkurs war wirklich toll und genau richtig für uns. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass mir vorher jemand sagt, dass Hypnobirthing-Geburten nicht still und schmerzfrei ablaufen, wie es in den Medien gern gezeigt wird. Ich hatte so viel getönt und teilweise echt Probleme, mit den schmerzenden Wehen in der Übergangs- und Austrittsphase umzugehen. Das war eigentlich genau das Gegenteil von dem, was ich erwartet hatte.

Trotzdem bin ich dankbar für den Kurs mit Hypnobirthing, den ich gemacht habe. Ich war meistens innerlich ruhig und voller Zuversicht, dass es gut gehen wird. Die Glaubenssätze, die ich mir ausgesucht hatte, begleiteten mich, wie ein endloses Lied, durch meine gesamte Geburt und gaben mir Kraft. Trotzdem ich zwischendurch kurz das Gefühl hatte, es nicht mehr zu packen, war ich im Anschluss wieder voll in meinem inneren Gebärraum. Auch mit Hypnobirthing verlaufen Geburten weder schmerzfrei noch leise, trotzdem macht man alles richtig – das war mir damals nicht klar.

Stephanie

TEILEN:

Ähnliche Beiträge