Geburt einleiten: Wehentropf

Geburt einleiten: mit dem Wehentropf

Die Geburt einleiten: was für die Einen ein Segen ist, kann für andere im Wehensturm mit traumatischem Geburtsverlauf enden. Wann und wie kommt die Geburtseinleitung zum Einsatz?

Gerade hattest du noch starke Wehen zu Hause und hast dich vorsorglich in das Krankenhaus begeben. Nicht selten schwächen die Wehen dann wieder ab oder es kommt sogar zu einer Wehenpause. Grund dafür kann der Ortswechsel in eine neue Umgebung sein, der deinen Körper intuitiv in Alarmbereitschaft versetzt. Dann kann es erst einmal eine Weile dauern, bis du dich wieder genug entspannt hast und der Wehenrhythmus zurückkommt. Das ist ganz normal.

 

Geburt einleiten: Wann kommt es dazu?

Sind die Wehen nicht stark genug und du bereits in der Klinik aufgenommen, wird das Krankenhauspersonal recht schnell deine Geburt einleiten wollen. Üblicherweise wird dir hierzu ein Wehentropf angeboten. Der Wehentropf ist eine Oxytocin-Infusion, die zum Einsatz kommt, wenn der Muttermund bereits weich oder schon leicht geöffnet ist.

Oxytocin ist ein vom Körper produziertes Hormon – auch „Bindungshormon“ genannt, welches bei sanften Berührungen im Körper ausgeschüttet wird. Durch die Einleitung per Wehentropf mit synthetischem Oxytocin wird der Kalziumgehalt in der Gebärmutterwand erhöht. Das regt die Wehentätigkeit an. Je nach Stärke der Wehen wird die Dosis der Oxytocin-Infusion festgelegt, die über die Vene der Mutter verabreicht wird. Der Wehenrhythmus wird nun nicht mehr von deinem Körper vorgegeben, sondern vom Wehentropf. Die Geburt wird letztlich durch den Wehentropf beschleunigt.

 

Geburt einleiten: Wehensturm als Folge?

Es gibt eine Vielzahl von Frauen, die über sehr starke Wehen berichten, die wie aus dem Nichts kamen und ohne Pausen verliefen. Das zieht der Schwangere die Energie weg und sie ist schnell erschöpft und kraftlos. Kommt es zu einem solchen „Wehensturm“ sind weitere Interventionen fast unerlässlich.

Ohne Wehenmittel würde der Körper ihr eine Wehenpause einräumen und sie so wieder Kraft tanken lassen. Durch den Einsatz des Wehentropfs bleibt diese Pause aus und die starken Wehen erhalten. Schmerzstillende Mittel in Form einer PDA sind dann oft die direkte Folge. Studien zufolge erhöht das Einleiten der Geburt mit Wehentropf auch das Risiko für Geburtsverletzungen.

 

Wann kommt der Wehentropf zum Einsatz?

 

Üblicherweise werden Oxytocin-Infusionen bei gebärenden Frauen mit unauffälligen Schwangerschaften gegeben, die dennoch mit Risiko bewertet werden. Dazu gehören Gebärende über 40 Jahre, Schwangere, die ein Baby mit besonders hohem Geburtsgewicht erwarten oder deren Schwangerschaft über den errechneten Geburtstermin hinausgeht. Mittlerweile weiß man, dass keines dieser Kriterien ein zwangsläufiges Risiko birgt und Grund zur Einleitung der Geburt ist.

Die Einleitung zur Beschleunigung der Geburt kann immer von der Frau abgelehnt werden – auch auf ärztlichen Rat hin. Dann muss die Gebärende unterschreiben, dass sie das Risiko selbst trägt. Damit sicher sich die Ärzte gegen Klagen im Falle von Komplikationen bei der Geburt ab. Das müssen sie auch, da sie die vorgeschriebenen Leitlinien der Klinik dann verlassen.

Sinnvoll ist es an dieser Stelle in den Dialog mit dem Personal zu gehen. Man sollte gemeinsam hinterfragen, warum die Wehen eingeleitet werden sollen. Ist der Verlauf der Geburt weiterhin unkritisch, kann man um mehr Zeit bitten, damit sich die Wehen auf natürlichen Wege wieder einpendeln können. In den meisten Fällen finden die Wehen ganz von alleine in ihren Rhythmus zurück. Die Geburt einleiten per Wehentropf wäre dann unnötig gewesen.

 

Quellen:

Ärzteblatt.de, „WHO kritisiert zu häufigen Einsatz von Wehenmitteln bei Geburten“, 15. Februar 2018

Helios Magazin, „Geburt einleiten und Wehen fördern“, Experte: Alexis Rodriquez Mogena, Oberarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe | Helios Klinik Tittisee-Neustadt, 15.07.2021

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