Wochenbett

Wochenbett: Das brauchen Mama und Baby jetzt

Die Schwangerschaft liegt hinter dir, der Meilenstein der Geburt ist geschafft. Dein Baby ist da und jetzt? Viele Schwangere unterschätzen, wie wichtig das Wochenbett ist. Es ist die Zeit direkt nach der Geburt, die 6-8 Wochen andauert. Es ist eine magische und eine intensive Zeit. Es sind aber auch anstrengende Tage und Momente, die das Wochenbett mit sich bringt. Das Wochenbett ist die Kennenlernzeit mit dem Baby, in der Mama und Baby eine Verbindung (Bonding) zueinander aufbauen.

Beide lernen, wie sie stillen können. Die Familie groovt sich miteinander ein. Der Schlafrhythmus gerät dabei oft gewaltig durcheinander. Währenddessen die ersten Tage nach der Geburt oft noch halbwegs entspannt geschlafen werden kann, kann sich dies nach Tag 3-4 (mit dem Milcheinschuss) oft ins Gegenteil umkehren. Dazu kommt meist eine lange Liste von Menschen, die den neuen Erdenbürger:in kennenlernen wollen. Während die Mama riesige hormonelle Veränderungen durchläuft und sich durch emotionale Achterbahnfahrten kämpft, heilen die Wunden in ihrem Körper.

Das sind gewaltige Prozesse, die die kleine Familie durchläuft. Durch perfekte Instagram-Mütter und Prominente wird gerne suggeriert, dass alles entspannt in dieser Zeit verläuft und der perfekte Körper in kürzester Zeit mit dem richtigen Willen wiederhergestellt ist. Das hat aber wenig mit der Realität einer frisch gebackenen Mutter zu tun.

Was kann man also tun, um dem Wochenbett den Raum zu geben, den es braucht. Wie kann man sich darauf vorbereiten?

 

Was erwartet dich im Wochenbett? 

 

Wochenfluss

Nachdem deine Plazenta geboren wurde, hinterlässt sie eine Wunde in der Gebärmutter, die im Wochenbett heilen muss. Mit der Ablösung der Plazenta setzt der Wochenfluss ein, der sich aus Blut aus der Wunde und Wundsekret zusammensetzt. Damit die Wunde gut heilen kann, ist es wichtig, dass du dich gut schonst und zu Beginn wenig bewegst. Mehr zum Thema Wochenfluss erfährst du hier: Wochenfluss: Entstehung, Fakten & Tipps

 

Stillstart

Nach etwa 2-4 Tagen nach der Geburt kommt es zum Milcheinschuss bei der Mama. (Siehe auch: Warum sich stillen lohnt)

Dadurch kannst du dein Baby nicht nur auf bestmögliche Weise ernähren, sondern auch viel Kuschelzeit gewinnen. Stillen ist zwar ein natürlicher Prozess, muss aber dennoch von Mama und Baby gelernt werden. Verzweifle nicht, wenn es nicht auf Anhieb funktioniert. Das tut es bei den wenigsten Müttern. Es bedarf Übung und Anlege-& Haltetechniken, bis ihr beide Stillen lernt. Schmerzende oder blutige Brustwarzen oder ein Milchstau können zu Beginn schon einmal dazukommen. Hole dir unbedingt direkt Hilfe und frage deine Hebamme oder eine Stillberaterin.

Kommt es zu Problemen, gibt es einige sehr hilfreiche Produkte, die du am besten im Wochenbett direkt bereithältst (Checkliste für dein Wochenbett)

Jedes Mal, wenn du stillst, wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet. In den ersten Tagen nach der Geburt löst dieses erneut Wehen aus – die Nachwehen.

 

Die Gebärmutter und Nachwehen

Die Gebärmutter ist zum Ende der Schwangerschaft 500 Mal so groß, wie zu Beginn. Nach der Geburt zieht sie sich langsam wieder auf ihre Ausgangsgröße zusammen. Dabei helfen die Nachwehen, die unterschiedlich starke Schmerzen auslösen können. Für einige Frauen sind sie sehr schmerzhaft und nur mit Wärme oder Schmerzmitteln in den Griff zu bekommen. Andere Frauen nehmen sie nur am Rande wahr. Mit jeder Geburt nimmt die Stärke der Nachwehen zu. Die Nachwehen lassen nach 4-5 Tagen bereits nach und die Gebärmutter zieht sich nach etwa 10 Tagen postpartum wieder auf ihre normale Größe zusammen.

 

Ganz neue Gefühle

Mit der Geburt wird nicht nur ein Baby geboren, sondern auch eine Mutter. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Natürlich bringt dieser eine ganze Bandbreite von Gefühlen mit sich, die teilweise auch ganz neu sind. Der Hormonspiegel verändert sich nach der Geburt rasant und auch die physischen und psychischen Veränderungen lösen Emotionen aus. Emotionale Achterbahnfahrten sind im Wochenbett daher ganz normal. Doch so schnell die Gefühle kommen, gehen sie meistens auch wieder vorbei. Halten negative Gefühle mehr als zwei Wochen an, kann es sich um eine ernstzunehmende Wochenbettdepression handeln. Sprich dazu unbedingt mit deiner Hebamme.

 

Wie kann man sich auf das Wochenbett vorbereiten?

 

Das Wochenbett ist ein wichtiger Heilungsprozess. Viele Monate sind seit dem Beginn deiner Schwangerschaft vergangen, in denen sich dein Körper und Emotionsleben schon sehr verändert hat. Gib deinem Körper die nötige Zeit, um sich nun wieder zu regenerieren. Je mehr du dich nun ausruhst, desto schneller wirst du auch wieder heilen.

Einige Dinge gibt es, die du vorbereitend für das Wochenbett tun kannst, damit du dann die nötige Ruhe hast, die du brauchst.

 

Hilfe organisieren

Hilfe im Wochenbett ist das A und O. Überlege daher bereits vorher, wen es in deinem Umfeld gibt, der dir in dieser sensiblen Zeit helfen kann und welche Aufgaben die Personen übernehmen können. Aufgaben, die leicht abgegeben werden können, sind zum Beispiel der Haushalt. Wer kann dich im Haushalt unterstützen bzw. diesen komplett übernehmen im Wochenbett? Viele entscheiden sich nun für eine Putzfrau, die regelmäßig vorbeikommt.

Für einige kommt eine fremde Person in den eigenen vier Wänden nicht in Frage. Kann ein Familienmitglied das Putzen übernehmen? Dein Partner:in sollte ebenso alle haushaltlichen Pflichten, die aufkommen, übernehmen können. Auf keinen Fall solltest du dein Wochenbett unterbrechen müssen, um den Müll rausbringen, den Geschirrspüler einräumen oder die Wäsche machen zu müssen. Deine Heilung geht in jedem Fall vor!

Auch Geschwisterkinder müssen bespaßt werden. Vielleicht gibt es ein Familienmitglied oder Freund:in, der mit dem Geschwisterkind zum Spielplatz gehen kann oder etwas anderes unternehmen kann?

 

Babybesuch

Babybesuch im Wochenbett ist ein heikles Thema. Früher war es gang und gäbe, dass Besuch recht früh im Wochenbett vorbeikam. Viele Familienmitglieder knüpfen an diese alten Umgangsarten noch an und bestehen nahezu auf ihr „Recht“, das Baby so früh wie möglich kennenzulernen. Heute weiß man es besser: das Wochenbett ist eine sensible Zeit, in der die Mama und das Baby alle Zeit zu zweit brauchen, die sie kriegen können.

Besuch bedeutet da meistens eher Stress und Stress schadet vor allem der frisch gebackenen Mama, was direkte Auswirkungen auf das Baby haben kann. Die meisten Mamas wollen ohnehin ihr Baby zu Beginn gar nicht in andere Hände geben. Das ist es aber oft, was Besucher wollen: das Baby halten. Für das Baby ist das eher überfordernd. Immerhin ist es gerade in eine neue Welt geboren, alles riecht intensiv, es ist laut und hell. Da braucht es nur eins: Mama und Papa als sicheren Hafen.

Es ist völlig in Ordnung jeden Besuch in den ersten Wochen auf später zu vertrösten. Wichtig ist, dass ihr in euch hineinspürt und darauf hört, was ihr nun braucht und wollt. Worauf es jetzt wirklich ankommt, ist die Bindung zum Baby aufzubauen, die Genesung der Mama und Ruhe für alle– alles andere kann warten.

Wenn ihr bereit dazu seid, Besuch zu empfangen, bittet diesen ein gekochtes Essen mitzubringen, im Haushalt zu helfen oder Erledigungen für euch zu machen. Der Besuch sollte auf keinen Fall zur Last fallen und Kaffee und Kuchen erwarten, sondern diesen selbst zubereiten und mitbringen. Ihr solltet euch eure Kräfte sparen, soweit es möglich ist.

Es macht Sinn als Paar vor der Geburt darüber zu reden, wie man sich Besuch im Wochenbett vorstellen kann und ab wann man diesen möchte. Entscheidet ihr euch dafür, erst nach dem Wochenbett oder nach einigen Wochen Besuch zu empfangen, teilt den potenziellen Besuchern dies mit, damit sie nicht spontan vorbeischauen oder auf eine Einladung mit Nachdruck warten. Das führt manchmal zu Konfrontationen, aber wichtiger ist nun, dass es euch gut geht. Entscheidet ihr im Wochenbett nochmal anders, könnt ihr dies jederzeit mitteilen.

 

Essen vorbereiten

Im Wochenbett kommt einiges zusammen – Stillen, Schlafmangel, Veränderungen, emotionale Auf und Abs und neue Abläufe. Natürlich findet man auch Zeit zum Kochen, aber zum einen sollst du als Mama die ersten Wochen möglichst liegen und dich schonen. Zum anderen hat auch der Partner:in in der Regel mit all den Themen zu tun. Es lohnt sich daher einiges an Essen auf Vorrat zu kochen und einzufrieren. Dazu gibt es tolle Wochenbettrezepte, die vorbereitend gekocht werden können und die nötige Kraft und Nährstoffe in der Wochenbettzeit spenden. Auch beliebt sind Stillkugeln: sie geben schnelle Energie, halten mindestens eine Woche und sind super lecker.

 

Wichtige Produkte für das Wochenbett besorgen (s. Checkliste)

Es gibt eine ganze Bandbreite von Produkten, die Schwangeren für die Wochenbettzeit angepriesen werden. Welche man wirklich braucht, findest du in dieser Checkliste zum Wochenbett.

 

 

Wie kann man sein Wochenbett gestalten?

 

1 Woche im Bett, 1 Woche am Bett, 1 Woche ums Bett

Auch ohne Geburtsverletzungen durchläuft dein Körper einen großen Heilungsprozess im Wochenbett. Es wird daher überall empfohlen das Wochenbett, so gut es geht, einzuhalten, auch wenn du dich schnell wieder fit fühlst. Die Regel lautet hier: 1 Woche im Bett liegenbleiben, 1 Woche am Bett aufhalten und nur kurz aufstehen und 1 Woche ums Bett herum aufhalten, also in der Wohnung. Erst danach solltest du über leichte Spaziergänge mit Baby und ähnlichen Aktivitäten nachdenken.

 

Selbstliebe und Nachsicht

Emotionen wahrnehmen und nicht verurteilen. Die Wochenbettzeit ist wahnsinnig intensiv. Absolute Glücksmomente können sich mit tiefer Traurigkeit ablösen. Alles ist neu und aufregend und doch so anstrengend. Gerade freust du dich noch wahnsinnig über dein Baby und kannst dein Glück nicht fassen, schon laufen dir Tränen über die Wangen und du fühlst dich einsam, obwohl du nicht alleine bist. Die meisten Mütter fühlen sich in den ersten Wochen nach der Geburt in einem emotionalen Meer.

Währenddessen man versucht sich selbst dabei nicht zu verlieren, ist man doch gezwungen sich neu zu finden. Denn irgendwie ändert sich doch alles. Der Schlafrhythmus gerät komplett durcheinander, sodass Tag und Nacht für die ersten Wochen mit dem Baby verschmelzen. Auf einmal ist da ein kleines neues Wesen, dass man noch nicht kennt. Schnell realisiert man in der Wochenbettzeit, dass man in der Schwangerschaft vor allem auf die Geburt hin gefiebert hat, aber es jetzt eigentlich erst richtig losgeht. Und die großen Gefühle für das Baby stellen sich nicht immer sofort ein.

Zwischen Windeln wechseln, Stillen oder füttern, Schmerzen von der Geburt und dem Gefühl, der Welt das Baby zeigen zu wollen, kommt der Schlaf oft zu kurz und die Kräfte schwinden immer mehr. All diese Emotionen sind normal. Begegne ihnen und dir mit Nachsicht. Nicht alles kann und muss perfekt laufen. Du bist und bleibst ein Mensch, der einen neuen Menschen geboren hat. Sei stolz darauf, dass du die Schwangerschaft und Geburt geschafft hast und ruhe dich im Wochenbett aus. Die Momente der Trauer vergehen normalerweise nach der ersten Woche. Sollte sich keine Besserung einstellen, sprich mit deiner Hebamme darüber.

 

Selbstfürsorge für die Mama

  • Zeiten einplanen, in denen die Mama ohne Baby ihre Körperpflege genießen darf. Eine ausgiebige Dusche kann schnell ein neues Lebensgefühl geben. Solange der Wochenfluss noch da ist, ist ein warmes Bad nicht tabu, sollte aber kurzgehalten werden.
  • Der/die Partner:in kann das Baby abnehmen, damit die Mama mal eine Stunde alleine schlafen darf oder in Ruhe essen kann.
  • Die Mutter mit selbstgekochtem, hochwertigem Essen verwöhnen. Hierzu gibt es jede Menge Wochenbettrezepte. Das Essen im Wochenbett sollte mit besten Zutaten zubereitet werden, damit es Kraft und Nährstoffe liefert, die die Mama zur Regeneration so dringend braucht.
  • Nutze die Zeit, in denen dein Baby schläft, um dich selbst zu erholen. Das kann Schlaf und Ruhe bedeuten oder ein toller Podcast oder Buch sein, dem du dich nun widmest.

 

Geburtserlebnis reflektieren

Gefühle sind wichtig und erlaubt. Sie müssen sogar verarbeitet werden, damit sie losgelassen werden können. Dazu gehört auch, dein Geburtserlebnis mit allen Gefühlen, die du hattest, zu reflektieren. Wie war deine Geburt für dich und dein Baby? Bist du glücklich über den Verlauf oder traurig, weil es anders kam als geplant? Bist du erschöpft oder euphorisch? Wie empfindest du deine Geburt rückblickend? Schreibe dein Geburtserlebnis auf, um es zu verarbeiten. Es hilft auch, mit anderen Müttern oder deiner Hebamme darüber zu reden und deine Gefühle zu teilen. Alle Gefühle sind wichtig und sollten nicht ignoriert werden.

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