Mit der richtigen Ernährung die Fruchtbarkeit erhöhen – geht das? Der Zusammenhang von Ernährung und der Fruchtbarkeit bei Frauen ist lange Zeit schlecht erforscht gewesen. Heute gibt es dazu eine Reihe gesicherter Aussagen aus einer Vielzahl von klinischen Studien. Sie bestätigen, dass mit einer ausgewogenen Ernährung und der damit verbundenen Aufnahme von Mikronährstoffen die Fruchtbarkeit gesteigert werden kann.
Fruchtbarkeit erhöhen mit Mikronährstoffen aus Nahrung
Zu den wichtigsten Mikronährstoffen gehören in dem Zusammenhang Folsäure, D3, Jodid und Omega-3-Fettsäuren. Richtig eingestellt im Körper können diese Mikronährstoffe fruchtbarkeitsfördernd wirken. Für den weiteren Verlauf der Schwangerschaft und der gesunden Entwicklung des Fötus sind sie sogar essenziell.
Es kann sich daher lohnen regelmäßige Blutbilder beim Arzt machen zu lassen und die Versorgung der Mikronährstoffe im Blut zu prüfen. Die Meinungen zu den Ernährungsstilen gehen teils weit auseinander. Einig sind sich die Mehrheit der Studien darüber, dass die Mikronährstoffe – unabhängig vom Ernährungsstil, richtig eingestellt sein sollten. Gegebenenfalls sollte im Rahmen von Kinderwunsch und Schwangerschaft supplementiert werden, wo es notwendig ist.
Folsäure
Folat ist ein wasserlösliches B-Vitamin, dass vor allem in grünem Blattgemüse (lat. folium=Blatt), wie Spinat und Salat, aber auch in anderen Gemüsearten wie Tomate, Brokkoli, Blumenkohl, in Weizenkeimen und Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten sowie Leber natürlicherweise vorkommt. Unter Einwirkung von Vitamin B6 und B12 senkt Folat die Homocysteinkonzentration im Blutserum.
Homocystein wiederum ist eine Aminosäure, die als Zwischenprodukt bei verschiedenen Stoffwechselvorgängen im Körper gebildet wird und potenziell toxisch wirken kann. Bei erhöhten Werten ( >10 µmol/L ) besteht ein größeres Risiko zu Fehl- und Frühgeburten, Präemklapsie und Schwangerschaftsthrombosen. Zudem erhöht ein gesteigerter Homocysteinspiegel das Risiko für anovulatorische Zyklen (Zyklen ohne Eisprung) und verschlechtert die Progesteronwerte in der Lutealphase. Progesterone sind für den Kinderwunsch wichtig, da sie die Durchblutung der Gebärmutter fördern. Sie helfen dabei, die Gebärmutterschleimhaut so aufzubauen, dass sich eine befruchtete Eizelle einnisten kann. Will man die Fruchtbarkeit erhöhen, sind gute Progesteronwerte unerlässlich.
Folsäure ist das synthetische hergestellte Pendant zum Mikronährstoff Folat. Im Gegensatz zu Folat kann es 100% vom Körper verwertet werden. Obwohl es möglich ist, die empfohlenen Folatmengen über folathaltige Lebensmittel zu erreichen, wird eine zusätzliche Einnahme von Folsäure mit 400 µg bei bestehendem Kinderwunsch bereits 6-8 Wochen vor der Schwangerschaft empfohlen.
Diese Dosierung sollte bis zum Ende des ersten Schwangerschaftstrimesters beibehalten werden. Folsäure ist nicht nur wichtig, um überhaupt schwanger zu werden und genannte Risiken zu minimieren, sondern vor allem auch für den Fötus. Denn durch die Einnahme von Folsäure wird das Risiko für Neuralrohrdefekte (hauptsächlich offener Rücken bei der Geburt), sowie Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten und fetalen Herzfehlern stark reduziert.
Vitamin D
Vitamin D gilt als das Sonnenlichtvitamin, da es hauptsächlich in der Haut unter Sonneneinstrahlung beziehungsweise UV-B Strahlung produziert wird. Mit einem vergleichbar geringen Anteil von 10-20% wird Vitamin D auch über die Nahrung aufgenommen. Zu den Vitamin D-reichen Nahrungsmitteln gehören vor allem fetter Seefisch, Pilze und Eier. Vitamin D ist an zahlreichen Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt. Unumstritten ist dabei die Beteiligung des Mikronährstoffes an der Knochengesundheit und dem Immunsystem.
Einige Studien geben nun auch Aufschluss darüber, wie Vitamin D auf den Zyklus, die Eizellenreifung und den notwendigen Aufbau der Gebärmutterschleimhaut für die Einnistung einwirkt. Ein Mangel an Vitamin D scheint demnach den Zyklus zu verlängern, was sich ungünstig auf die Zyklusqualität auswirkt. Ist der Zyklus gestört, ist die Fruchtbarkeit eingeschränkt. Zwar sind die Mechanismen eines Vitamin D Mangels und den damit verbundenen Zyklusstörungen teils noch unklar, die gefundenen Zusammenhänge legen aber eine Vitamin-D-Supplementierung für den Kinderwunsch bei Mangel nahe.
Einen weiteren Zusammenhang scheint es zwischen Vitamin D und E und dem geringeren Auftreten von respiratorischen Problemen (wie Asthma) und Diabetes beim Neugeborenen zu geben. Beides trete häufiger bei Frauen auf, die unter einem Vitamin-D-Mangel leiden.
Jod
Um die Fruchtbarkeit zu erhöhen, sollten auch die Jodwerte stimmen. Jod ist ein essenzielles Spurenelement und als Jodid ein wesentlicher Bestandteil der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Der Körper kann Jod nicht selbst produzieren und auch nur schlecht speichern. Deshalb muss es kontinuierlich über die Nahrung aufgenommen werden. Über die Nahrung geliefert, gelangt das Jod in den Magen-Darm Trakt und wird über das Blut in die Schilddrüse transportiert. Dort wird es zu den Hormonen T3 und T4 synthetisiert und wieder in das Blut abgegeben. Die Schilddrüsenhormone sind für die Regulierung von Stoffwechselprozessen und für zahlreiche Wachstumsprozesse im Körper verantwortlich.
Sind die Schilddrüsenhormone nicht im Gleichgewicht, kann dies zu einer Schilddrüsenunterfunktion (bei zu wenigen Schilddrüsenhormonen im Blut) oder einer Schilddrüsenüberfunktion (bei zu vielen Schilddrüsenhormonen im Blut) führen. Beide Erkrankungen sollten ärztlich überwacht werden, da eine gut funktionierende und richtig eingestellte Schilddrüse wichtig für die Entwicklung des Kindes im Mutterleib ist. Denn mit der Schwangerschaft müssen nun sogar 2 Schilddrüsen versorgt werden.
Ab der 20. Schwangerschaftswoche beginnt der Fötus mit der eigenen Produktion von Schilddrüsenhormonen. Sind nicht ausreichend Schilddrüsenhormone im Körper der Mutter vorhanden, kann der Fötus im Rückschluss auch nicht genug Schilddrüsenhormone produzieren. Die Folgen für das heranwachsende Kind sind enorm und können zu Entwicklungsverzögerungen und Beeinträchtigungen des heranwachsenden Gehirns und Nervensystems führen.
Besteht ein Kinderwunsch wird deswegen einvernehmlich angeraten die Schilddrüsenwerte abzuklären. Wenn notwendig sollten die Schilddrüsenhormone über Medikamentengabe eingestellt werden. Laut aktuellen Studien gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen einem bestehenden Jodidmangel und dem unerfüllten Kinderwunsch. Demnach ist die Schwangerschaftsrate von Frauen mit Jodidmangel um 50% halbiert.
Omega-3-Fettsäuren
Omega-3-Fettsäuren gehören zu den wichtigen ungesättigten Fettsäuren. Wie Jod können sie nicht selbst vom Körper synthetisiert werden. Der Mikronährstoff muss also über die Nahrung aufgenommen werden. Zu den Omega-3-Fettsäuren zählen Linolensäure, Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). DHA bildet dabei das Endprodukt der Stoffwechselkette, da es aus Linolensäure und EPA gebildet wird. Fettsäuren sind für den Aufbau von Zellmembranen verantwortlich.
Laut der Bicycle-Studie steigt die Progesteron-Konzentration in der Lutealphase des Zyklus durch die Aufnahme von Omega-3 an. Dadurch verbessert sich die Zyklusqualität in der Lutealphase und eine gute Zyklusqualität erhöht letztlich die Wahrscheinlichkeit der erfolgreichen Einnistung des befruchteten Eies in die Gebärmutter.
Vielfach wird in Studien bestätigt, dass DHA insbesondere für die gesunde Entwicklung von Gehirn, Nervenbahnen und Augen beim Baby benötigt wird und damit bereits in der Schwangerschaft wichtig ist. Auch deuten klinische Untersuchungen auf eine bessere motorische und kognitive Entwicklung bei Kindern hin, deren Mütter DHA in der Schwangerschaft substituiert haben.
Hohe Mengen an DHA sind in fetten Seefischen (Hering, Makrelen, Thunfisch u.a.) zu finden. Viele davon sind in der Schwangerschaft wegen ihres hohen Quecksilbergehalts nicht zum Verzehr empfohlen. Allerdings ist der Fisch, wie der Mensch, nicht in der Lage DHA selbst zu synthetisieren.
Auch er bekommt sein DHA durch den Verzehr von Algen aus der Nahrung. Am sinnvollsten scheint es daher, Supplemente zu verwenden, die aus Algenkulturen (Algenöl) stammen oder Algen einfach direkt zu verzehren. Leinöl gilt ebenso als guter Omega-3 Lieferant, enthält allerdings nur die Alpha-Linolensäure, welche zunächst EPA bildet und dann zu DHA umgewandelt wird.
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Quellen:
Kai J. Bühling. „Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel bei Kinderwunsch der Frau“.Gynäkologische Endokrinologie 2018 – 16:115-122. Springer Medizin Verlag GmbH